Cornelia und Holger Lund, Audio. Visual. On Visual Music and Related Media
Absolute Party
»Musikalisch dargestellt ist helles Blau einer Flöte ähnlich, das dunkle dem Cello, immer tiefer gehend den wunderbaren Klängen der Baßgeige; in tiefer, feierlicher Form ist der Klang des Blau dem der tiefen Orgel vergleichbar«, schrieb der Maler Wassily Kandinsky 1912 in seinen Ausführungen Über das Geistige in der Kunst. Die möglichst bruchlose Übersetzung von Musik in Bild oder von Klang in Farbe ist ein alter Künstlertraum. Bestrebungen, visuelle und akustische Eindrücke miteinander zu verbinden, gibt es seit der Antike.
Wo Musik und Bild stets auch Ausdruck eines jeweils eigenen Mangels sind – das Bild ist stumm, die Musik unsichtbar –, ist deren Kombination mehr als Farbton oder Klangbild. Dennoch wird in diesen Begriffen mühelos eine Grenze aufgehoben, die in der Wahrnehmung kaum je ganz verschwindet. Die Synästhesie gelingt durch eine der Sprache eigene Syntheseleistung, allerdings um den Preis der Abstraktion: Das Bezeichnete ist im Wort selbst nicht erfahrbar. Audiovisuelle Kunst bleibt deswegen immer beides, nämlich auditiv und visuell, weil zu ihrer Wahrnehmung der Mensch über zwei Sinnesorgane statt einem verfügt. Dass es dennoch eine gemeinsame Realität gibt, belegt schon das Vorhandensein von ebensolchen Begriffen wie Farbton oder Klangbild; und Kandinskys Aussagen sind daher auch keine zufällige Behauptungen, so wenig wie sie empirische Tatsachen wiedergeben.
Absolute Party
»Musikalisch dargestellt ist helles Blau einer Flöte ähnlich, das dunkle dem Cello, immer tiefer gehend den wunderbaren Klängen der Baßgeige; in tiefer, feierlicher Form ist der Klang des Blau dem der tiefen Orgel vergleichbar«, schrieb der Maler Wassily Kandinsky 1912 in seinen Ausführungen Über das Geistige in der Kunst. Die möglichst bruchlose Übersetzung von Musik in Bild oder von Klang in Farbe ist ein alter Künstlertraum. Bestrebungen, visuelle und akustische Eindrücke miteinander zu verbinden, gibt es seit der Antike.
Wo Musik und Bild stets auch Ausdruck eines jeweils eigenen Mangels sind – das Bild ist stumm, die Musik unsichtbar –, ist deren Kombination mehr als Farbton oder Klangbild. Dennoch wird in diesen Begriffen mühelos eine Grenze aufgehoben, die in der Wahrnehmung kaum je ganz verschwindet. Die Synästhesie gelingt durch eine der Sprache eigene Syntheseleistung, allerdings um den Preis der Abstraktion: Das Bezeichnete ist im Wort selbst nicht erfahrbar. Audiovisuelle Kunst bleibt deswegen immer beides, nämlich auditiv und visuell, weil zu ihrer Wahrnehmung der Mensch über zwei Sinnesorgane statt einem verfügt. Dass es dennoch eine gemeinsame Realität gibt, belegt schon das Vorhandensein von ebensolchen Begriffen wie Farbton oder Klangbild; und Kandinskys Aussagen sind daher auch keine zufällige Behauptungen, so wenig wie sie empirische Tatsachen wiedergeben.