Date : 23/05/2024

Neuer Lehrauftrag »Systemisches Denken und Handeln«

In diesem Sommersemester werde ich an der DIPLOMA im Master Studium Design & Leadership zusätzlich die Lehrveranstaltung Systemisches Denken und Handeln unterrichten.

Die Allgemeine Systemtheorie wurde von dem österreichischen Biologen Ludwig von Bertalanffy, beginnend mit den späten 1930er Jahren, entwickelt und in dem 1968 erschienenen Buch General System Theory. Foundations, Development, Applications zuerst in ihrer Gesamtheit dargestellt.

Von Bertalanffy wendet sich gegen einen Reduktionismus, demzufolge Lebewesen »nichts als« biochemische Maschinen sind und relativiert den Absolutheitsanspruch der Naturwissenschaften, indem er diese als lediglich eine und zudem perspektivische Methode der Erkenntnis charakterisiert:

Against reductionism and theories declaring the reality is “nothing but” (a heap of physical particles, genes, reflexes, drives, or whatever the case may be), we see science as one of the “perspectives” man with his biological, cultural and linguistic endowment and bondage, has created to deal with the universe he is “thrown in”, or rather to which he is adapted owing to evolution and history.1

Der systemtheoretische Ansatz ist nichts weniger als ein neues Erkenntnismodell, ein Paradigmenwechsel im Sinne von Thomas Kuhns These der wissenschaftlichen Revolutionen. »Systemtheorie […] markiert eine wissenschaftliche Neuerung, die zu einer von der klassischen, analytischen Forschung grundverschiedenen Art der wissenschaftlichen Beobachtung der Welt geführt hat.« 2

Seitdem hat sie sich in Disziplinen wie Soziologie, Kommunikationswissenschaft, Managementlehre, Design u. a. als Denkmodell mit jeweils eigenen systemtheoretischen Ansätzen etabliert. Kernbegriff ist natürlich der des Systems, worunter »von der Umwelt abgrenzbare, strukturierte Ganzheiten, deren Elemente in Wechselwirkungen miteinander stehen«3 zu verstehen sind. Dabei sind es genau die Wechselwirkungen zwischen den Elementen eines Systems, denen für Bildung und Erhalt dieses Systems, größte Bedeutung zukommt. Allgemein bekannt ist die – nicht erst von der Systemtheorie entwickelte – Formel, dass das Ganze mehr sei als die Summe seiner Teile. Hierunter ist zu verstehen, dass Ganzheiten oder Systeme Eigenschaften entwickeln, die nur aus den Wechselwirkungen ihrer Bestandteile entstehen, bei diesen selbst aber nicht zu finden sind.

Zu den Vorläufern gehört die im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts maßgeblich von den Psychologen Max Wertheimer (1880–1943), Wolfgang Köhler (1887–1967) und Kurt Koffka (1886–1941) entwickelte Gestaltpsychologie. Dieser haben die Design-Disziplinen die berühmten Gestaltprinzipien zu verdanken, welche den Vorrang von Ganzheiten gegenüber Einzelelementen für unsere Wahrnehmung aufzeigen.

Anmerkungen

  1. Ludwig von Bertalanffy (1973), General System Theory, George Braziller, S. XXII.
  2. Georg Kneer (1993), Niklas Luhmanns Theorie sozialer Systeme. Eine Einführung, Wilhelm Fink. S. 18.
  3. Lexikon der Psychologie, https://www.spektrum.de/lexikon/psychologie/systemtheorie/15237
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