Date : 14/08/2019

Motive in den Filmen der Quay Brothers

Ein wichtiger Teil meiner Forschung zum Werk der Quay Brothers besteht darin, die Motive zu erfassen und zu katalogisieren. Neben der reinen Auflistung und Beschreibung habe ich damit begonnen, eine visuelle Darstellungsform zu entwickeln. Wegen seiner Überschaubarkeit fiel die Wahl für eine erste ›Infografik‹ auf das Motiv ›Dornen‹.

Die Motive in den Filmen der Quay Brothers: erste gestaltete Version für das Motiv ›Dornen‹.
Die Motive in den Filmen der Quay Brothers: erste gestaltete Version für das Motiv ›Dornen‹.

Das Werk der Quays zeichnet sich durch ein minutiös durchchoreographierte Zusammenspiel von Bild und Musik aus. Bewegung, Rhythmus und Klang vermengen sich mit Licht und Schatten zu einem dichten audiovisuellen Gewebe, in dem zahlreiche Motive in immer neuen Varianten und Transformationen auftauchen.

An der Basis ihres künstlerischen Konzepts vertrauen die Zwillinge der Zeugungskraft des Bildes; es gehört zu ihren fundamentalen Einsichten, »that a single image can contain an entire cosmos«.1 Bilder regen die Imagination an und setzen einen potentiell unendlichen Prozess der Bildzeugung in Gang. So entstand über die Jahre ein umfangreiches Archiv an Motiven, das man zu Recht mit den barocken Wunderkammern vergleichen kann, die wiederum zu den bedeutenden Inspirationsquellen der Quays zählen.

Anders als etwa Puppen und Automaten gehören ›Dornen‹ zu jenen Motiven, die sich nicht gleich aufdrängen, die man erst entdecken muss. Dann aber findet man sie auch an längst vertrauten Stellen und fragt sich, wie sie so lange der eigenen Aufmerksamkeit entgehen konnten. Die Motive zu identifizieren und ihren Wegen in den Filmen nachzuspüren, gleicht der Arbeit eines Detektivs. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt habe ich 132 Motive katalogisiert; einige werden sicher noch hinzukommen, zumal die Quays ja auch neue Filme produzieren, aber der weitaus größte Teil ist damit erfasst.

Anmerkungen

  1. Edwin Carels (Hg.), Quay Brothers, The Black Drawings. Philadelphia Pennsylvania 1974–1977 (Antwerpen: Ludion 2017), S. 18
@