Rezension zu Margit Rosen (Hg.), Der Algorithmus des Manfred Mohr. Texte 1963 – 1979
Reise zum Hyperwürfel
Es liegt zweifellos eine große Anziehungskraft in dem Gedanken, eine Idee mit einem spezifischen Verhalten auszustatten, in die Welt zu setzen und dann, ohne einzugreifen, auf die daraus entstehenden Gebilde zu warten. Der Künstler, der das Werk nicht mehr selbst ausführt, umgeht so die Gefahren einer dem Fertigungsprozess innewohnenden verfälschenden Dynamik. Er begreift sich als Forscher, der eine Fragestellung formuliert, welche zur Basis eines Regelwerks wird, das von einer Maschine interpretiert und konsequent verarbeitet wird. Er schafft keine Kunstwerke im herkömmlichen Sinne, sondern entwirft mit naturwissenschaftlichem Anspruch ästhetische Experimente, deren Ablauf er beobachten kann und deren Ergebnisse logisch, rational, demokratisch und jederzeit wiederholbar sind.
Der 1938 geborene Künstler Manfred Mohr gehört zu den Wegbereitern der Computergraphik. Seine lebenslange Auseinandersetzung mit dem kreativen Prozess ist eine von logischer Strenge geprägte Suche nach einer wertfreien Ästhetik. Mohr will die Verfahren der Kunst offen legen und nachvollziehbar machen, ihn interessiert die von allen emotionalen Beiklängen gereinigte »ästhetische Information (Max Bense)« (19). Der von Margit Rosen, Mitarbeiterin am Zentrum für Kunst und Medientechnologie Karlsruhe (ZKM), herausgegebene Band Der Algorithmus des Manfred Mohr zur gleichnamigen Ausstellung im ZKM 2013 enthält Texte des Pioniers der computerbasierten Kunst aus den Anfangsjahren 1963 bis 1979. Die Essays, Briefe, Konzepte und ein Interview werden durch zahlreiche Abbildungen ergänzt und veranschaulicht. Einen Überblick zu Mohrs Entwicklung und seine Auseinandersetzung mit dem Computer in der Kunst liefert die Einführung der Herausgeberin.
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