Rezension zu Albrecht Rissler, Komposition. Die Kunst der Bildgestaltung
Die zweidimensionale Fläche
Es zählt zu den Eigentümlichkeiten der Bildrezeption, dass ein Großteil der Betrachter dazu neigt, statt auf die Bildoberfläche, direkt hindurch auf das Motiv zu schauen. Wird in diesem eine Ähnlichkeit mit der äußeren Wirklichkeit erkannt, freut man sich und hält das Bild für gelungen. Wenn nicht, wendet man sich desinteressiert ab. Wer mit dieser Einstellung, bei der erstens die zweidimensionale Bildfläche unbeachtet bleibt und zweitens das Motiv nur bis zur erfolgreichen Situationserkennung abgetastet wird, an Bilder herantritt, bringt sich um einen wesentlichen Teil ästhetischer Erfahrung.
Der Zeichner und Fotograf Albrecht Rissler konzentriert sich in seinem Buch Komposition. Die Kunst der Bildgestaltung auf die zuerst genannte Vernachlässigung im Alltagssehen: es geht ihm um die Erschließung der zweidimensionalen Bildfläche. Man kann sagen, dass wer die Bildfläche nicht sieht, überhaupt nicht merkt, dass er etwas wahrnimmt. Als wahrnehmender Mensch selbst nicht anwesend, bestätigt der Betrachter lediglich die Wirklichkeitsbehauptung des Bildes. Das Motiv eines illusionistischen Bildes – wie jedes anderen – besteht nun mal aus zweidimensionalen Flächen, aus Formen und Farben (oder Helligkeitswerte), die in einem bestimmten Verhältnis zueinander und zum Bildformat angeordnet sind. Daher ist die Kenntnis der Regeln zur Anordnung von Bildelementen auch keine zu vernachlässigende Nebensache. Die Komposition trägt nicht nur maßgeblich zur Qualität eines Bildes bei, an ihr wird vor allem die Gemachtheit eines jeden Bildes deutlich.
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