Affinity Publisher mit .idml-Import
Die neue Version 1.8 von Affinity Publisher unterstützt das xml-basierte InDesign-Austauschformat .idml.
Das Layout-Programm Affinity Publisher kann ab der Version 1.8.1 InDesign-Dokumente in dem seit CS4 verfügbaren Format idml (InDesign Markup Language) importieren. »Eine imdl Datei ist ein mit ZIP komprimiertes Archiv, welches verschiedene XML Dateien enthält. So gibt es neben der designmap.xml, welche die globalen Dokumenteneinstellungen und das Dokumentenlayout spezifiziert unter anderem auch Graphics.xml, Fonts.xml und Styles.xml.«1
Der Import erfolgt einfach über den Öffnen-Befehl, noch werden aber nicht alle Funktionen unterstützt. Die Einschränkungen habe ich nachstehend aufgeführt und mit einigen Besonderheiten im Detail ergänzt.
Unterstützte IDML-Features2
- Doppelseitige Layouts mit gegenüberliegenden Seiten
- Musterseiten
- Ebenen
- Automatische Seitennummerierung
- Einstellungen für den Anschnitt
- Dokumentraster und -hilfslinien
- Eigenschaften für Textrahmen und Bilderrahmen
- Absatz- und Zeichenformate
- Warnungen zu fehlenden Ressourcen (Schriften und platzierte Inhalte)
- Tabellen
- Füllmethoden
- Seitennummerierung
Textvariablen, wie man sie beispielsweise für lebende Kolumnentitel verwendet sowie Inhaltsverzeichnisse werden in Text umgewandelt. Während der Inhalt des Inhaltsverzeichnisses korrekt importiert wird, nur eben nicht mehr auf einer dynamischen Funktion basiert, wird man beim Kolumnentitel enttäuscht: es wird lediglich die Bezeichnung <Lebender Kolumnentitel> angezeigt (Abb. unten).
Aufgrund des unterschiedlichen Funktionsumfangs bei Absatz- und Zeichenformaten wird beispielsweise die Eigenschaft ›Spaltenspanne‹ für Absatzformate ignoriert (Abb. unten). Neuere Gestaltungsmittel wie der Absatzrahmen wurden hingegen implementiert. Transparenzverläufe in Vektorobjekten und platzierten Dateien werden ignoriert (siehe Abb.), können aber nachträglich mit dem Transparenz-Werkzeug hinzugefügt werden. Einfache Transparenzen werden indes korrekt umgesetzt. Objektformate fehlen in Publisher und werden folglich auch nicht unterstützt, das Aussehen wird aber korrekt übertragen.
Auch an die Unterstützung von Tabellenformaten hat man gedacht, was besonders positiv hervorzuheben ist. Dennoch muss man hier mit Fehlern rechnen, etwa bei den Kontureinstellungen der verschiedenen Zellenformate. Die Daten in den Tabellenzellen bleiben selbstverständlich erhalten, verknüpfte Excel-Dateien werden aber ignoriert. Der Import von Daten ist lediglich über eine csv-Datei möglich.
In InDesign angelegte Farbfelder sucht man in der entsprechenden Palette von Publisher vergeblich – die Farben werden am Verwendungsort selbst natürlich korrekt angezeigt. Enthält das Dokument Schriften, die nicht auf dem Computer verfügbar sind, weist Publisher den Anwender darauf hin und bietet eine Weiterleitung zur Schriftenverwaltung an, wo die entsprechenden Ersatzschriften festgelegt werden können. Das gleiche gilt für Verknüpfungen.
Ein Anfang ist gemacht. Der idml-Import wurde von vielen Anwendern sehnlichst erwartet und bedeutet ganz sicher einen großen Zugewinn für Affinity Publisher. Wer seinen Workflow komplett umstellen will und ältere InDesign-Dateien in Publisher bearbeiten möchte, hat jetzt die Möglichkeit dazu. Für einfache Layouts dürfte der bisherige Funktionsumfang bereits ausreichen, bei komplexeren Projekten, die Gebrauch von Variablen und Objektformaten machen, wird man sich noch gedulden müssen. Ganz oben auf der Liste steht allerdings eine andere Funktion, und zwar der .idml-Export, der fehlt nämlich bislang auch noch.