Jitter .Magazin für Kunst & Visuelle Kultur
»Es geht um das Bild und die Geschichten und die Geschichte des Bildes. Um den Kontext seiner Entstehung, Rezeption und Wirkung. Um sein kommunikatives Potential, um Bildkultur.«
Das Magazin JITTER wurde von mir im Jahr 2006 gegründet und zunächst mit dem Namenszusatz »Magazin für Bildgestaltung« geführt, bevor ich es in »Magazin für Kunst & Visuelle Kultur« umbenannte. Zu allererst sollte Jitter ein Magazin für Illustration sein, ich wollte aber verhindern, dass mit dem Titel Klischees und traditionelle Vorstellungen von Illustration verbunden werden, also wählte ich den offeneren Begriff ›Bildgestaltung‹. Formale und inhaltliche Aspekte der Bildgestaltung als Äußerung eines primären Ausdrucksbedürfnisses sollten unabhängig von irgendwelchen Vorurteilen über Kunst, Illustration und Design diskutiert werden.
In den zahlreichen Büchern zur Illustration, die zu der Zeit Hochkonjunktur hatten (Illustration Now, Taschen Verlag; Illusive, die gestalten; Freistil, Hermann Schmitz; Hand to Eye, Laurence King etc.), bei denen es sich um Portfolios mit kurzen Textbeiträgen und Interviews handelt, konnte man zwar eine Unzahl verschiedener Stile bewundern und sich regelrecht daran berauschen. Aber so gut wie niemand stellte irgendwelche Fragen jenseits des unmittelbar berufspraktischen Interesses; kurz gesagt drehte es sich immer nur darum, wie man als Berufsanfänger einen Fuß in die Tür bekommt, wie man seinen Stil entwickelt und wie man seine Honorare kalkuliert.
Für eine Tätigkeit, mit der man seinen Lebensunterhalt verdienen will, sind dies sicher wichtige Fragen. Letztlich aber das, was am wenigsten interessant ist. Man wird nicht Illustrator, weil man sich nach Aufträgen sehnt, sondern weil man einem Ausdrucksbedürfnis nachgehen will. Auch wenn es für das Selbstverständnis von Illustratoren wichtig ist, eine möglichst gute Sichtbarkeit in der Öffentlichkeit zu erreichen, so wäre dies grundsätzlich auch im Eigenauftrag machbar – gerade in Zeiten des Self-Publishing. Es besteht durchaus keine Verpflichtung für den Illustrator im Auftragsverhältnis zu arbeiten, auch ist dies im Begriff Illustration keineswegs mitgemeint. Der Auftrag ist dem Illustrieren zunächst völlig äußerlich. Die Fixierung auf Stil und Auftrag wird der Illustration aber nicht nur nicht gerecht, sie schadet dieser sogar, da bereits implizit ihr affirmativer Charakter behauptet wird: Illustration habe keine eigenständige Position, ihre Inhalte werden vom Auftraggeber bestimmt, nach dessen Weisung der Illustrator eine Dienstleistung erfüllt – so der gängige Vorwurf. Demgegenüber sollte in Jitter der Anspruch und die Notwendigkeit auf künstlerischen Eigensinn auch für Illustratoren reklamiert werden.
Vier Ausgaben mit jeweils knapp neunzig Seiten erschienen bis Ende 2008. Die Themen des Schwerpunktmagazins waren ›Zeichnung‹, ›Musik‹, ›Lachen‹, ›Biester‹. Danach zog Jitter ins Internet, wo es bis heute weiter besteht – ohne den Termindruck und die wirtschaftlichen Zwänge eines Print-Magazins. Inhaltlich ist Illustration nur noch ein Thema unter vielen, zeitgenössische Kunst und Visuelle Kultur sind gemäß dem Untertitel zum Programm geworden. Die Beiträge bestehen jedoch zumeist aus Pressemitteilungen von Museen, Galerien und Festivals sowie Ankündigungen wissenschaftlicher Symposien. Daneben schreibe ich, sofern es die Zeit erlaubt, Rezensionen und Interviews (siehe Portfolio/Text), außerdem gibt es gelegentliche Gastbeiträge.